Den 1. Januar verbrachten wir unterwegs. Wir checkten vormittags aus dem Hostel aus und machten uns auf den Weg nach Matsue in der Nachbarpräfektur Shimane, doch unterwegs machten wir noch einen Zwischenhalt in Yonago, einer kleinen Stadt auf unserem Weg. Unser Gepäck (von dem wir sowieso nicht so viel hatten) kam in ein Schließfach.
Yonago liegt noch in Tottori und ist mit knapp 150.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt der kleinen Präfektur. Wir strichen ein wenig durch die Straßen und stellten fest, dass eine verschlafene Stadt am 1. Januar so gut wie ausgestorben ist 😀 Wir sahen fast keine anderen Leute draußen, zumal auch sämtliche Restaurants und andere Geschäfte geschlossen hatten.
Wir sahen uns ein paar alte Lagerhäuser an und fanden durch puren Zufall ein Café, das geöffnet hatte. Es war sehr individuell eingerichtet, voller Retro-Krams und alter Bücher. Unter anderem fand ich dort auch einen Famicom und einen SNES, haha. Wir wollten eigentlich etwas essen, doch die Desserts sahen so lecker aus, dass wir doch lieber alle Dessert wollten. Gesundes Mittagessen im neuen Jahr und so 😀
Danach wollten wir uns noch eine Ruine auf einem Berg ansehen, doch da ich nicht glaubte, all die Treppen mit meinem kaputten Becken bewältigen zu können, trennten wir uns kurz und ich ging zu einem nahegelegenen See, um den ich ein wenig spazierte, bis die anderen wieder unten waren.
Später sahen wir uns noch ein winziges Eisenbahnmuseum (wobei „Museum“ zu viel gesagt ist, es war ein Raum mit Infos und einer alten Bahn) an, weil die offen waren, und machten uns dann auf den Weg zu unserem Endziel Matsue. Dort aßen wir in einem sehr leckeren veganen Restaurant zu Mittag und checkten dann in unser Airbnb ein, das größer als erwartet war, denn wir hatten ein dreistöckiges Haus für uns allein. Unglücklicherweise befanden sich alle Schlafzimmer weiter oben, aber netterweise durfte ich das Schlafzimmer im 1. Stock haben, um nicht so viel Treppensteigen zu müssen, und die anderen nahmen die Räume weiter oben. Das Bad war zum Glück auch auf meiner Etage.
Unten hatten wir eine große Küche mit einem Esstisch und Fernseher. Nachdem wir uns also Proviant im Konbini gekauft haben, machten wir den Fernseher an und verbrachten den Rest des Tages damit, uns die Bilder aus Ishikawa anzusehen… wir hatten unterwegs nach Matsue nur von dem Erdbeben gelesen, aber die Ausmaße der Zerstörung waren erst klar, als wir die Nachrichten verfolgten. Es ist schon erschreckend und mir tun all die Menschen leid, die so vieles verloren haben.
Am 2. Januar wollten wir zum Izumo Taisha, einem Schrein, für unser hatsumôde (erster Schreinbesuch im neuen Jahr). Der Izumo Taisha ist einer der ältesten Schreine Japans und extrem wichtig im Shintôismus. Ich bin kein Shintôist, aber einen so bedeutsamen Schrein schaut man sich gerne an. Wir waren etwas unsicher, da Izumo sich an der Nordwestküste Japans befindet, doch glücklicherweise wurde die Tsunami-Warnung für diesen Teil Japans im Laufe des Vormittags aufgehoben, sodass unserem Plan nichts im Wege stand.
Wie es sich für einen wichtigen Schrein gehört, war dieser auch am 2. Januar brechend voll – Touristen, aber auch Japaner hatten sich hier versammelt, um für Glück und Gesundheit im neuen Jahr zu beten (oder eben Fotos zu machen und lecker zu essen). Es war wirklich beeindruckend, wie gigantisch das gesamte Gelände war. Wegen des neuen Jahres gab es auch ein paar Stände mit lecker Streetfood, doch wir wollten gerne Izumos Spezialität, Izumo Soba, essen. Anders als Soba normalerweise bekommt man hier gleich mehrere Schalen, in denen sich Nudeln befinden und die man stapelt. Dann garniert man die Nudeln ganz oben mit Soße und Toppings (meist Schnittlauch, Algen und anderes Kraut). Dann gießt man Soße dazu und isst – und wenn man die Nudeln gefuttert hat, gießt man die übriggebliebene Soße in die nächste Schale darunter und isst weiter, bis man unten angekommen ist. Ein interessantes Konzept, haha. Und lecker war es auch.
Wir kauften noch ein paar Omiyage für unsere jeweiligen Arbeitsplätze und fuhren dann zurück nach Shimane.
Am nächsten Tag stand die Rückfahrt an, doch zuvor wollten wir uns noch das Schloss in Shimane anschauen. Leider war es etwas wolkig an dem Tag, aber trotzdem war es ganz hübsch anzusehen. Wir gingen auch hinein, doch Innen war es wie jedes andere japanische Schloss, in dem ich bisher war: relativ unspektakulär und leer. Persönlich finde ich, dass man, wenn man in einem Schloss war, kein anderes mehr betreten muss – außer man hat Interesse an der Aussicht von weiter oben.
In der Nähe stand auch ein „westliches“ Haus, das etwas deplatziert wirkte. Wir warfen einen kurzen Blick hinein und es sah wirklich wie ein altes Haus aus, in dem früher irgendwelche reichen Leute gewohnt haben.
Danach aßen wir noch einmal in dem leckeren Laden vom Tag zuvor, weil das Essen so gut war, und machten uns auf den Weg nach Okayama, was ein wenig dauerte, aber dort war nun mal der nächste Shinkansen-Bahnhof. Mit dem Schnellzug ging es dann zurück nach Tokyo und unser Urlaub war zu Ende.
Es war eine echt schöne Reise und ich freue mich, eine weitere Ecke von Japan entdeckt zu haben. Besonders Tottori hat mir super gut gefallen und ich kann mir vorstellen, es irgendwann erneut zu besuchen 🙂
















































