Willkommen in Moriya

Vergangene Woche Mittwoch bin ich also in Moriya angekommen. Am Donnerstag musste ich bereits ins Büro, doch netterweise bot mir eine Kollegin an, mich mit dem Auto mitzunehmen, da ich den Weg nicht kannte und ich noch kein Internet am Handy hatte, um mich notfalls mit Google Maps fortzubewegen. Ich war dankbar dafür, zumal es unfassbar heiß und schwül war (und immer noch ist). Selbst morgens früh vor 8 Uhr haben wir schon 30 Grad erreicht und die hohe Luftfeuchtigkeit tut ihr Übriges.

Das Rathaus der Stadt und mein Arbeitsort. Es gibt sogar ein kleines Türmchen mit Aussichtsplattform!
Meine Kollegen luden mich an meinem ersten Tag ein und es waren die besten Karaage, die ich je gegessen habe!

Ich war ziemlich nervös, das erste Mal „richtig“ im Büro zu sein (am Vortag hatte ich ja nur allen Hallo gesagt), aber alle waren richtig lieb zu mir und im Grunde blieb ich auch gar nicht so lange da, weil ich den halben Tag durch die Stadt gefahren wurde (danke an meinen Kollegen dafür!), um diverse Formalitäten zu erledigen – ein neues Bankkonto musste her, ich musste meine Adresse registrieren (gut, da man das im Rathaus macht und ich da arbeite, musste ich quasi nur zum Schalter gegenüber) und dann habe ich endlich auch einen eigenen hanko bekommen! Yay!

Zur Information:

In vielen asiatischen Ländern wird anstelle einer Unterschrift ein hanko verwendet – das ist ein Stempel mit dem eigenen Namen. Dieser ist höchst offiziell und registriert und wird wie bereits erwähnt immer benutzt, wenn in Deutschland eine Unterschrift nötig wäre. Zuvor hatte ich keinen, da es für Nicht-Asiaten, die keinen solchen Stempel haben, in der Regel auch kein Problem ist, an der Stelle einfach zu unterschreiben – doch da ich nun hier arbeite, ist es doch praktischer, einen eigenen hanko zu haben – zumal der Platz für die Unterschrift manchmal doch etwas knapp ist.

Da ich keinen japanischen Namen habe, ist mein hanko mit Katakana gemacht (ソハツキ). Ich durfte mir sogar aussuchen, ob ich meinen Vor- oder Nachnamen nutzen will, aber der Nachname kam mir doch offizieller vor. Außerdem ist er für die meisten Japaner einfacher zu lesen als mein Vorname.

Dann durfte ich auch schon munter drauf los stempeln,  da es einen Haufen Dokumente gab, die ich absegnen musste. Hab dadurch gleich schon etwas Übung bekommen, mit meinem hanko zu stempeln und bin sogar ein klein bisschen stolz darauf, haha.

In der ganzen Stadt blühen so schön die Blumen und Bäume!

Am gleichen Tag hatte ich auch noch einen Termin, den Bürgermeister der Stadt zu treffen und mich vorzustellen (schließlich ist er quasi der Oberchef). Ich war sehr nervös, doch er ist ein echt lockerer und netter Herr. Er hat sich für mein Gastgeschenk (Teegebäck von Heinemann sowie Haribo in Düsseldorfer-Radschläger-Form) bedankt und dann haben wir noch ein wenig geplaudert.

Dann hat mir mein Kollege noch das System erklärt und ich konnte mich ein wenig durch die Ordner meiner Vorgänger wühlen, um einen Einblick in die Arbeit zu bekommen. Dann war auch schon Feierabend und mein Kollege, nett wie er ist, brachte mich wieder heim. Da am nächsten Tag Feiertag war, hatte ich auch Gelegenheit, ein wenig die Gegend zu erkunden und mich einzurichten (sowie den Jetlag endlich auszuschlafen, haha).

Am Samstag half mir meine Kollegin dabei, mir eine neue Matratze zu kaufen, da ich zwar einen Futon von meiner Vorgängerin erhalten habe, die Unterlage aber sehr dünn ist und ich daher eine neue kaufen wollte. Zusätzlich habe ich mir noch ein kleines Regal besorgt und mich im 100-Yen-Shop mit allerlei Kleinkram (Kleiderbügel, Haken für die Wände, Handtuchhalter, Box für mein Besteck etc…). Das Nötigste habe ich von meinen Vorgängerin „geerbt“ und meine Wohnung ist auch möbliert, aber ein bisschen was musste ich dennoch besorgen. Nun habe ich aber alles soweit, denke ich!

Ich feiere das Gesicht total.

Mir fiel auf, dass sich Japan in den letzten drei Jahren, die ich nicht hier war (aufgrund der Pandemie?) doch ein wenig geändert hat. Das fängt schon dabei an, dass quasi jeder Laden Selbstbedienungskassen hat, und dann haben total viele Restaurants mittlerweile zusätzlich zu den Mitarbeitern noch Roboter, die durch die Gegend fahren und das Essen ausliefern. Man bestellt an einem Tablet am Tisch (oder per Handy) und dann wird das Essen zu einem rausgefahren. Mitarbeiter gibt es natürlich dennoch, wenn man lieber mit Menschen sprechen möchte und sie laufen auch durch den Laden und schauen, ob alles in Ordnung ist. Auf jeden Fall war das echt merkwürdig, als ich einen Laden betrat und plötzlich ein fröhlich klimpernder Roboter an mir vorbeifuhr! Japan lebt halt schon in der Zukunft.

Ich habe vergangenes Wochenende auch genutzt, mir die Gegend hier genauer anzuschauen. Unter anderem habe ich in der Nähe meiner Wohnung (quasi bereits am Stadtrand) einen Park entdeckt, der echt schön ist. Es ist weniger Park und mehr Wiesen und Felder?

Hier sieht man ganz besonders, dass Moriya seine Wurzeln in der Landwirtschaft hat. Persönlich gefällt es mir sehr gut – ich war am Wochenende auch in Tokyo, um eine Freundin zu treffen, und auch wenn Tokyo eine sehr faszinierende Stadt ist, war ich am Ende doch froh, wieder zurück in mein ruhiges Städtchen zu fahren.

Zum Abschluss noch ein paar weitere Bilder in keiner bestimmten Reihenfolge.